Kredite – Das solltet ihr wissen!

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Christian Kalthoff

17. August 2022

Lesezeit: 8 Minuten

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Jahr 2020 hatte der durchschnittliche Deutsche ungefähr 30.000€ Schulden.
  • Das derzeitige Niedrigzinsumfeld sorgt dafür, dass ihr von Banken besonders attraktive Konditionen für Kredite angeboten bekommt.
  • Außerdem begünstigt die hohe Inflationsrate die Aufnahme von Krediten, um Investitionen zu tätigen. Häufig ergibt sich sogar ein negativer Realzins, sodass ihr Kosten einsparen könnt.
  • Zu den bekanntesten Kreditformen zählen der Dispositionskredit, Ratenkredit, Umschuldungskredit, Autokredit, Immobilienkredit, Studienkredit und die Null-Prozent-Finanzierung.

Kreditverteilung in Deutschland

Die wenigsten Menschen stehen gerne bei Anderen in der Schuld. Trotzdem hatte der durchschnittliche Deutsche laut einer Auswertung des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2020 fast 30.000€ Schulden. Knapp die Hälfte davon waren Darlehen bei Kreditinstituten.

Die Entscheidung einen Kredit aufzunehmen, sollte immer gut durchdacht sein. Momentan sprechen die niedrigen Zinsen und die steigende Inflationsrate für die Aufnahme eines Kredits. Der Zeitpunkt für Investitionen war noch nie so gut wie jetzt. Wir zeigen euch, für welche Vorhaben Kredite sinnvoll sein können, und wann ihr besser auf sie verzichtet.

Aktuelle Konditionen

Sparer ärgern sich schon seit vielen Jahren über die niedrigen Zinsen, die momentan auf Sicht-, Termin- und Spareinlagen gezahlt werden. Das liegt unter anderem am Leitzins, den die Europäische Zentralbank seit mehreren Jahren auf einem Allzeittief belässt. Wenn Banken für ihre Guthaben, die sie bei den Zentralbanken lagern, kaum Zinsen erhalten, können sie auch ihren Kunden keine attraktiven Konditionen anbieten.

Dieser Umstand sorgt jedoch gleichzeitig dafür, dass die Zinssätze für Kredite in letzter Zeit so gering ausfallen. Wenn Banken sogar dafür Strafzinsen bezahlen müssen, wenn sie überschüssige Gelder anlegen wollen, geben sie diese lieber in Form von günstigen Krediten an Privatpersonen und Unternehmen. Hier kann die Bank wenigstens noch ein gutes Geschäft machen.

Ein weiterer Umstand, der die Aufnahme von Krediten begünstigt, ist die steigende Inflationsrate. Geld verliert jedes Jahr an Wert, da das allgemeine Preisniveau ansteigt. Das gilt nicht nur für euer Vermögen, sondern auch für eure Schulden. Hier kommt eine wichtige ökonomische Kennzahl ins Spiel:

 

Der Realzins

Der Realzins ergibt sich, indem man vom Nominalzins, also dem Zinssatz, den eine Bank von euch für einen Kredit haben möchte, die Inflationsrate abzieht. Der Verbraucherpreisindex für den Juli 2022 stieg um 7,5% im Vergleich zum Vormonat. Für diesen Anstieg sind vor allem die Preiserhöhungen bei Heizöl und Kraftstoffen verantwortlich. Dadurch erreicht die Inflationsrate in Deutschland den höchsten Stand seit mehr als 50 Jahren. Nehmt ihr nun beispielsweise einen Kredit mit einem Nominalzins von 3% auf, ergibt sich ein Realzins von -4,5%. Durch den Kaufkraftverlust der Schulden, muss man der Bank also weniger Geld zurückzahlen, als man erhalten hat.

Um es noch einmal mit anderen Worten auszudrücken: Es geht nicht darum, einen Kredit in Höhe von 1000€ aufzunehmen und der Bank nach 2 Jahren nur 900€ zurückzuzahlen. Die Inflationsrate sorgt vielmehr dafür, dass ihr der Bank für euren 1000€ Kredit nach 2 Jahren beispielsweise 1050€ zurückzahlt. Mit den 1000€, die ihr heute habt, könnt ihr euch dafür aber Güter und Dienstleistungen kaufen, die in 2 Jahren 1100€ gekostet hätten. Durch die Kreditaufnahme verdient ihr im Endeffekt also 50€, beziehungsweise spart euch 50€ an potentiellen Kosten ein.

Doch Vorsicht: Wenn ihr versucht, eure Kreditzinsen mit dem negativen Realzins schönzurechnen, könnte das schnell nach hinten losgehen. Die Inflationsrate muss in den nächsten Jahren nicht immer auf dem derzeitigen Niveau verbleiben. Das festgelegte Ziel der Europäischen Zentralbank für die Inflationsrate liegt bei 2%. Weicht die tatsächliche Inflation für einen zu langen Zeitraum von dieser Zielvorgabe ab, kann die Zentralbank geldpolitische Maßnahmen ergreifen, um den Kaufkraftverlust gezielt zu beeinflussen. Bei Krediten mit langen Laufzeiten kann also der Realzins auch schnell wieder im Positiven liegen.

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Die Inflation, die dafür sorgt, dass unser Geld immer weniger wert wird, bewirkt ebenfalls, dass aufgenommene Schulden konstant an Wert verlieren.

Kreditarten

1. Dispositionskredit

Ein Dispositionskredit kann auch als eingeräumte Kontoüberziehung bezeichnet werden. Dadurch könnt ihr bis zu einer festgelegten Höhe euer Girokonto bei der Bank überziehen. Wie hoch diese Dispogrenze ist, hängt von eurem Einkommen, eurer Bonität und eurer Vereinbarung mit der Bank ab.

Häufig könnt ihr, wenn ihr ein Girokonto eröffnet, automatisch einen Dispositionskredit in Anspruch nehmen, ohne dass dieser im Gespräch explizit erwähnt wurde. Ein Dispositionskredit kann nützlich sein, damit Lastschriften, Daueraufträge oder andere Buchungen durchgeführt werden, auch wenn ihr dadurch euer Konto überziehen würdet. So vermeidet ihr unbezahlte Rechnungen oder Mahngebühren. Trotzdem solltet ihr, was den Dispositionskredit betrifft, vorsichtig sein, da bei dieser Kreditart mit einem durchschnittlichen Zinssatz von 9,43% oft die höchsten Zinsen anfallen.

Außerdem kann es passieren, dass ihr euer Konto unbemerkt überzieht und den Dispositionskredit automatisch in Anspruch nehmt. Fällt euch das nicht rechtzeitig auf und gleicht ihr euer Girokonto nicht zeitnah aus, kann es schnell sehr teuer für euch werden. Grundsätzlich gilt, den Dispositionskredit nur in Notfällen in Anspruch zu nehmen und dann so schnell wie möglich wieder auszugleichen.

Wenn ihr Angst davor habt, aus Versehen durch eine Abbuchung ins Minus zu geraten, könnt ihr der Bank auch im Vorfeld mitteilen, dass ihr ein Konto wollt, dass nicht überzogen werden kann.

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Wer sein Konto überzieht, muss dafür teuer bezahlen: In Deutschland liegt der durchschnittliche Zinssatz für Dispositionskredite bei 9,43%.

 

2. Ratenkredit

Der klassische Ratenkredit wird auch als Privatkredit oder Verbraucherdarlehen bezeichnet. In den meisten Fällen bekommt ihr zu Beginn die Kreditsumme auf euer Konto ausgezahlt und müsst diese anschließend in gleichbleibenden monatlichen Raten zurückzahlen.

Ihr zahlt dabei nicht nur die geliehene Summe zurück, sondern zudem auch Zinsen. Der Zinssatz wird vorher für den gesamten Zeitraum festgelegt. Je nach eurer Bonität und den Sicherheiten, die ihr stellen könnt, erhaltet ihr einen anderen Zinssatz angeboten.

Ein Ratenkredit kann für sämtliche Investitionen und Anschaffungen verwendet werden, zum Beispiel für den nächstes Urlaub, einen neuen Fernseher oder die Reparatur des Autos.

Ob sich ein Ratenkredit lohnt, hängt immer von den angebotenen Konditionen und eurer Lebenslage ab. Grundsätzlich sollte man keine Kredite aufnehmen, um Luxusgüter anzuschaffen. Anders sieht es aber aus, wenn es um Notfälle geht oder um Gegenstände, die ihr für eure tägliche Arbeit benötigt. Um sich einen Laptop für die Arbeit anzuschaffen oder um die Reparatur des Autos zu bezahlen, kann sich ein Ratenkredit lohnen.

Noch besser ist es aber, wenn ihr ständig 2-3 Monatsgehälter auf dem Girokonto behaltet, um für Notfälle vorbereitet zu sein. Solltet ihr dennoch für eine wichtige Investition einen Ratenkredit aufnehmen, vergleicht vorher die Konditionen, die euch verschiedene Banken anbieten. Eure monatliche Rückzahlung solltet ihr so hoch wie möglich ansetzen. Je schneller der Kredit abbezahlt ist, desto weniger Zinsen kommen auf.

 

3. Umschuldungskredit

Umschuldungskredite können verwendet werden, um einen oder mehrere laufende Kredite durch einen einzigen günstigeren Kredit zu ersetzen. Das ist aber nur dann möglich, wenn die Konditionen eurer bisherigen Kredite es gestatten, den Restbetrag sofort in einer Summe zu tilgen. Anstatt noch über einen langen Zeitraum die alten Kredite mit hohen Zinssätzen abzubezahlen, könnt ihr einen günstigeren Umschuldungskredit aufnehmen, mit dem ihr sämtliche bestehende Darlehen tilgt.

Umschuldungskredite lohnen sich vor allem, wenn das allgemeine Zinsniveau sinkt und die derzeitigen Konditionen besser sind als die, zu denen ihr die bisherigen Kredite abgeschlossen habt. Außerdem ist es für euch deutlich übersichtlicher, wenn nur noch eine monatliche Kreditrate abgebucht wird, anstatt beispielsweise drei.

 

4. Autokredit

Ein Autokredit ist ein zweckgebundener Ratenkredit, der ausschließlich für die Finanzierung eines Autos verwendet werden kann. Autokredite werden sowohl von Autohäusern als auch von manchen Banken vergeben. Der Zinssatz ist hier oft günstiger als bei einem klassischen Ratenkredit.

Das angeschaffte Fahrzeug wird häufig der Bank als Sicherheit abgetreten. Ihr könnt das Auto ganz normal verwenden, werdet aber erst mit Zahlung der letzten Kreditrate zum rechtlichen Eigentümer. Ihr solltet immer die Konditionen vergleichen, die euch Autohäuser und Banken anbieten. Oft lassen sich durch den Kredit von der Bank noch zusätzliche Barzahler-Rabatte in Anspruch nehmen.

Da es sich bei einem Auto um eine vergleichsweise teure Investition handelt, die euch aber dafür einen hohen alltäglichen Nutzen bietet, lohnt es sich, einen Autokredit in Betracht zu ziehen, wenn man den Autokauf nicht aus eigener Tasche bezahlen kann. Mehr zu diesem Thema findet ihr in unserem Artikel: Auto kaufen, finanzieren oder leasen? Was lohnt sich für wen?

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Ein Autokredit kann sich finanziell lohnen, wenn ihr dadurch einen Barzahler-Rabatt in Anspruch nehmen könnt.

 

5. Immobilienkredit

Darlehen, die für den Kauf, Bau oder die Renovierung einer Immobilie verwendet werden, fallen unter den Begriff der Baufinanzierung. Die Beträge, die hier verliehen werden, liegen häufig im sechsstelligen Bereich. Immobilienkredite werden daher nur dann vergeben, wenn ausreichend Sicherheiten vorhanden sind. Meistens handelt es sich dabei um Hypotheken auf die finanzierte Immobilie.

Ein Immobilienkredit hat sehr lange Laufzeiten und wird über Jahrzehnte hinweg zurückgezahlt. Durch einen Bausparvertrag kann man sich oft einen besonders günstigen Immobilienkredit sichern. Der Bausparvertrag muss zunächst bis zu einer festgelegten Summe bespart werden, bevor ihr Anspruch auf das günstige Darlehen erhaltet.

Die derzeit niedrigen Zinsen auf Baukredite machen den Erwerb von Immobilien immer attraktiver, da ein Haus auch als Vorsorge fürs Alter oder als Geldanlage verwendet werden kann. Mehr hierzu könnt ihr im Artikel: Wohnung kaufen oder mieten? Was lohnt sich mehr? nachlesen.

 

6. Null-Prozent-Finanzierung

Immer mehr Unternehmen bieten euch die Null-Prozent-Finanzierung an. Das ist nichts anderes als ein klassischer Ratenkredit mit Zweckbindung, auf den keine Zinsen berechnet werden. Anstatt im Möbelhaus oder im Elektronikgeschäft die große Anschaffung in einer Summe bezahlen zu müssen, könnt ihr dies auch in 24 kleineren monatlichen Raten tun.

Das Unternehmen erhofft sich dadurch, dass eure Zweifel, ob ihr euch etwas wirklich leisten könnt, ausgelöscht werden. Anstatt die Mittelklasse Waschmaschine zu kaufen, kann man sich plötzlich auch das teure Modell leisten. Diese verführerische Zahlungsweise kann schnell gefährlich werden. Anstatt Produkte direkt zu bezahlen, nimmt man immer mehr Schulden auf.

Erst wenn die monatliche Belastung in die Höhe schießt, merkt man häufig seinen Fehler. Eine Faustregel besagt, nichts zu kaufen, was man sich nicht auch zwei Mal leisten könnte. Wenn möglich, solltet ihr eure Anschaffungen immer sofort bezahlen.

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Vorsicht bei Kreditangeboten in Kaufhäusern, Möbelhäusern oder Elektronikgeschäften: Finanzierungen verleiten euch dazu, mehr Geld auszugeben und den Überblick über die Gesamtkosten zu verlieren.

 

7. Studienkredite

Ratenkredite, die an eure Ausbildung oder euer Studium geknüpft sind, werden auch als Studienkredite bezeichnet. Hier werden euch besondere Konditionen geboten. Der Zinssatz fällt sehr gering aus und ihr könnt den Kredit über einen langen Zeitraum zurückzahlen. Bestimmte geförderte Kreditprogramme verzichten zudem komplett auf einen Zinssatz oder bieten euch flexible Rückzahloptionen.

Staatlich geförderte Programme wie das Aufstiegs-BAföG, Aufstiegsstipendium, Weiterbildungsstipendium oder auch private Stipendien bieten euch häufig Kredite, die ihr nur zum Teil oder gar nicht zurückzahlen müsst. Benötigt ihr für eine Ausbildung, Weiterbildung oder das Studium Geld, solltet ihr euch zunächst sämtliche geförderten Programme oder Stipendien anschauen, bevor ihr einen klassischen Ratenkredit bei der Bank aufnehmt.

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Finanzdenker Quiz - Kredite

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Der durchschnittliche Deutsche hatte im Jahr 2020…

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Der sogenannte Realzins…

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Die Aufnahme eines Kredites lohnt sich…

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Ein Dispositionskredit…

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Die Inflation sorgt dafür, …

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Wenn ihr einen Ratenkredit abschließen wollt…

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Was gilt es bei der Null-Prozent-Finanzierung zu beachten?

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